Leitstellensoftware/Notrufe

Artikel vom 13. Juli 2020
Software für BOS

EmergencyEye-Ansicht für den Disponenten: Aktivierung der Funktionen Lokalisierung. Live-Video und Chat bei Bedarf. Die Aktionen und Daten werden im Einsatzleitsystem gespeichert (Corevas).

Die überwiegende Mehrheit aller Notrufe wird von Smartphones getätigt. Somit stünde dem Disponenten in der Leitstelle eigentlich ein mobiler »Hochleistungscomputer« mit zahlreichen sinnvollen Funktionen seitens des Anrufers zur Verfügung. Diese Funktionen und Daten für die Notfallkommunikation zu nutzen wurde durch zahlreiche Apps versucht – jedoch mit mäßigem Erfolg wie Corevas feststellt. Denn zum einen würde dies erfordern, dass die Apps im Notfall (in der Leitstelle) vorliegen und aktuell sind und zum anderen müsste dies durch den Notrufenden selbst gesteuert werden, was jedoch von den Leitstellen i. d. R. wenig gewünscht bzw. in Stresssituationen nicht immer möglich ist. Die Entwickler von EmergencyEye drehten daher die Aktionskette um. Der Disponent entscheidet mit EmergencyEye, was er wann über das Smartphones des Anrufers nutzen möchte und fragt bei kritischen sowie die Persönlichkeitsrechte betreffenden Informationen um aktive Zustimmung an. Die Leitstellensoftware EmergencyEye ermöglicht es also auf Daten, Informationen und Funktionen auf den Smartphones von Notrufenden ganz nach Bedarf heraus zuzugreifen. Hierdurch kann nicht nur eine genaue Lokalisierung des Anrufenden erfolgen, sondern es kann eine Live-Videoverbindung und bei Bedarf zusätzlich eine Chat-Funktion mit Übersetzung zur Überwindung von Sprachbarrieren aktiviert werden. EmergencyEye kann in das Leitstelleninformationssystem aller Anbieter integriert werden, und eine Vorinstallation auf den Smartphones ist nicht erforderlich. Notrufende wählen einfach die 112 und der Disponent entscheidet über den Einsatz von EmergencyEye. EmergencyEye ist mittlerweile in zahlreichen deutschen Einrichtungen und in der Schweiz im Einsatz. Wissenschaftliche Daten (https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2019.10.030) belegen, dass der Einsatz von EmergencyEye die Zeit bis zur Lokalisierung der Notfallstelle, die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte sowie – ganz wesentlich – die Zeit bis zur ersten Hilfe und aktiven Reanimation durch Laien am Notfallort signifikant reduziert. Die Entwicklung von EmergencyEye wird im Rahmen des Horizon 2020-Programmes durch die EU und durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Ein europaweites Konsortium aus elf Experteneinrichtungen half bei der Entwicklung.

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