Johanniter-Springerpool Rettungsdienst ist in Niedersachsen gestartet
Service- und Dienstleistungen
Seit Oktober 2024 sorgt der Johanniter-Springerpool für Entlastung an den Rettungswachen im südlichen Niedersachsen. Durch den flexiblen Einsatz speziell eingearbeiteter Mitarbeitender soll dem Fachkräftemangel im Rettungsdienst entgegengewirkt werden.
Mit dem Start des Johanniter-Springgenpools für den Rettungsdienst reagiert der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. auf den zunehmenden Fachkräftemangel an seinen 26 Rettungswachen in Niedersachsen. Seit Oktober 2024 werden eigens dafür eingestellte Mitarbeitende in den Regionen von Schwarmstedt bis Göttingen in insgesamt zehn Rettungswachen flexibel eingesetzt, um dort auszuhelfen, wo die Personalnot besonders groß ist. Dieser Schritt soll die Belastung der Rettungsdienste verringern und gleichzeitig eine verlässliche Versorgung der Bevölkerung sicherstellen.
Die Ursachen für den Personalengpass sind vielfältig. Neben krankheitsbedingten Ausfällen und Mutterschutz sind es vor allem die hohen Belastungen im Rettungsdienstalltag sowie die Verlockungen von attraktiven Übernahmeangeboten seitens anderer Arbeitgeber wie Krankenhäuser oder Berufsfeuerwehren, die die Situation zusätzlich erschweren. Tim Heinrich, Dienststellenleiter der Johanniter in Langenhagen, und Helge Vogelsang, Dienststellenleiter im Johanniter-Ortsverband Hildesheim, betonen, dass hoch qualifizierte Notfallsanitäter und Rettungssanitäter nach Abschluss ihrer Ausbildung aufgrund der intensiven Belastung oft geneigt sind, den Arbeitgeber zu wechseln.
Mehrwöchige Einarbeitung
Im Rahmen des Springerpools durchlaufen die neuen Mitarbeitenden eine mehrwöchige Einarbeitung, die sie mit den spezifischen Vorgaben aus sechs Landkreisen vertraut macht. Die Einarbeitung umfasst das Wissen über unterschiedliche Einsatzfahrzeuge, medizinische Geräte sowie die verschiedenen Standard Operating Procedures (SOP), die in den jeweiligen Kommunen gelten. Zudem ist es unerlässlich, dass sie über die verschiedenen Schmerzmittel, wie Paracetamol, Morphium und Fentanyl, Bescheid wissen – einschließlich der korrekten Dosierung und Anwendung. Can Yilmaz, Notfallsanitäter und Ausbilder der neuen Kolleginnen und Kollegen, hebt hervor, dass der Umgang mit diesen vielfältigen Anforderungen »Futter fürs Hirn« sei.
Ein weiterer Vorteil des Springerpools für die Mitarbeitenden ist die hohe Flexibilität. Sie werden an verschiedenen Rettungswachen eingesetzt, die sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten liegen. Manche Wachen befinden sich in der Nähe von Autobahnen, andere eher abseits. Die Mitarbeitenden erhalten ein privat nutzbares Dienstfahrzeug sowie eine monatliche Zulage von mindestens 450 Euro. Dies kommt besonders denjenigen zugute, die neben der Arbeit noch ein Studium oder andere Verpflichtungen wahrnehmen möchten. Der Dienstplan wird in enger Absprache mit den Mitarbeitenden erstellt, sodass Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt werden können.
Torsten Bierbrauer, Regionalvorstand für Niedersachsen Mitte, sieht in der Einführung des Springerpools einen bedeutenden Schritt in der Personalgewinnung und -bindung. »Unser Ziel ist es, mit hoch engagierten und bestens ausgebildeten Mitarbeitenden die rettungsdienstliche Versorgung zu gewährleisten. Der Springerpool ist eine innovative Möglichkeit, Personalgewinnung und -bindung neu zu denken«, erklärt Bierbrauer.
Zu den ersten Mitarbeitenden im Springerpool zählt Tobias Hinz, ein 24-jähriger Notfallsanitäter aus Hildesheim, der das Studium »Management in der Gefahrenabwehr« aufgenommen hat. »Dank des Springerpools kann ich meine Einsätze auf das südliche Niedersachsen begrenzen und so mehr Zeit für mein Studium haben«, so Hinz. Auch Fabian Thiele, 30 Jahre alt und Sounddesign-Studierender, hebt hervor, dass die flexible Dienstplangestaltung es ihm ermöglicht, Arbeit und Studium miteinander zu verbinden.
Für Louis Weiß, 22, einem Rettungssanitäter aus Wunstorf, ermöglicht der Springerpool, verschiedene Rettungswachen kennenzulernen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. »Die Arbeit im Springerpool hilft mir, mich beruflich weiterzuentwickeln«, sagt Weiß. Carsten Hempel, Notfallsanitäter mit fast 40 Jahren Erfahrung im Rettungsdienst, schätzt die Abwechslung, die der Springerpool mit sich bringt. »Ich wollte mal etwas Neues erleben und freue mich über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten«, erklärt Hempel.
Mit dem Johanniter-Springerpool geht die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. einen innovativen Weg, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und gleichzeitig die Flexibilität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu fördern.