Multifunktionale Unimog stärken Hessischen Katastrophenschutz
Löschfahrzeuge
Ob für Waldbrandbekämpfung, Rettung aus Hochwasserlagen oder als Logistik-Lkw: Der Mercedes-Benz Unimog kann mit Kran, Pritsche und Schnittstellen für wechselbare Module in kurzer Zeit an verschiedene Einsatzarten angepasst werden. Der Hessische Katastrophenschutz hat kürzlich einen Großauftrag über 26 neue Gerätewagen Logistik Katastrophenschutz (GW-L KatS) erteilt, die auf dem hochgeländegängigen Mercedes-Benz Unimog »U 5023« basieren.
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Flexibles und extrem geländegängiges Fahrzeugkonzept für Feuerwehren und Katastrophenschutz in Hessen (Bild: Daimler Truck).
Die aktuellen klimabedingten Entwicklungen können unter anderem zu häufiger auftretenden Vegetationsbränden, Starkregen- und Hochwasserereignissen führen. Die schweren Unwetterereignisse in der Woche vom 12. bis 18. Juli 2021 führten insbesondere im Nordosten der Eifel in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu verheerenden Auswirkungen. Viele Häuser wurden unterspült, von den Fluten mitgerissen und beschädigt; Straßen, Brücken und andere wichtige Infrastruktureinrichtungen wurden zerstört. Mindestens 180 Menschen starben.
Auch in Hessen wurden diese schweren Unwetterereignisse zum Anlass genommen, die Abläufe im Zusammenhang mit der Bewältigung von Hochwasser-/Starkregenereignissen nochmals kritisch zu hinterfragen und Optimierungs- und/oder Entwicklungspotenziale zu identifizieren, um auf vergleichbare Krisensituationen noch besser vorbereitet zu sein. Dabei wurde das Ziel verfolgt, eine identifizierte Fähigkeitslücke im Bereich der Hochgeländegängigkeit und extremen Watfähigkeit flächendeckend zu schließen und dabei ein möglichst breites, erweiterbares Aufgabenspektrum abzudecken.
Das Hessische Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz beschafft derzeit 26 Gerätewagen Logistik Katastrophenschutz mit Ladekran (GW-L KatS) sowie 26 Sonderanhänger Logistik (SDAH-L) inkl. jeweils drei Modulen (Vegetationsbrand, Hochwasser und Evakuierung) für den Katastrophenschutz. Die GW-L KatS und der SDAH-L sind für den Transport der genannten Module sowie von Ladehilfsmitteln (zum Beispiel Eurogitterboxen, Intermediate Bulk Container [IBC], Europaletten) geeignet.
Die GW-L KatS sollen bei kommunalen Feuerwehren in den Zuständigkeitsbereichen der unteren KatS-Behörden stationiert werden. Durch diese Maßnahme wird allen 26 Landkreisen und kreisfreien Städten eine Sondereinsatzmittelausstattung mit speziellen Fähigkeitsmerkmalen des Katastrophenschutzes für Zwecke der landesweiten und länderübergreifenden Hilfe zugewiesen.
Durch Kran, Pritsche und Schnittstellen für wechselbare Module ist es möglich, die beschafften Unimog in kurzer Zeit an verschiedene Einsatzarten anzupassen. Diese können künftig zur Waldbrandbekämpfung ausrücken, Menschen aus Gefahrensituationen wie zum Beispiel Hochwasserlagen retten oder als Logistik-Lkw eingesetzt werden.
Hajo Brunsiek, Segmentmanager Feuerwehr bei Mercedes-Benz Special Trucks: »Der Katastrophenschutz des Landes Hessen beschafft Fahrzeuge, um die Bevölkerung besser vor den Auswirkungen von Extremschadenlagen schützen zu können. Hochgeländegängige Unimog sind so robust gebaut, dass die Feuerwehrangehörigen immer möglichst nah an den Ort des Geschehens vordringen können, um Schlimmeres zu verhindern. Zum Löschen von Waldbränden können sie durch das ab Werk verbaute Hitzeschutzpaket bis an die Brandstellen im Wald vorrücken und bei Hochwasser in bis zu 1,2 Meter tiefem, strömenden Wasser arbeiten.

Autarker Modulwechsel mit Kran ermöglicht schnelle Anpassung an variable Einsatzlagen (Bild: Daimler Truck).
Die Mannschaft könnte mit ihrem Unimog beispielsweise Personen direkt aus den Fluten in Sicherheit bringen oder von Booten und Gebäuden aufnehmen. Der verbaute Kran ermöglicht den schnellen Modulwechsel auch im Gelände, wo Wechselladerfahrzeuge nicht mehr eingesetzt werden können. Darüber hinaus sind Transport und Verladung, zum Beispiel von Sandsäcken, auch noch in Bereichen möglich, die von Überflutungen betroffen sind und dadurch von den üblichen geländefähigen Logistikfahrzeugen der Feuerwehr nicht mehr erreicht werden können. Von der technischen Seite her wollen wir als Fahrzeughersteller möglichst viele unterschiedliche Verwendungen ermöglichen, damit die Kräfte flexibel und mit vollem Vertrauen in die Eigenschaften der Fahrzeuge vor Ort helfen können.«

Allradantrieb, Portalachsen, extreme Verwindungsfähigkeit und niedriger Schwerpunkt – der Unimog kommt sicher zum Einsatzort (Bild: Daimler Truck).
Die 26 neuen Gerätewagen Logistik Katastrophenschutz (GW-L KatS) basieren auf dem hochgeländegängigen Mercedes-Benz Unimog »U 5023«, der eine Bodenfreiheit von über 500 Millimetern unter seinen Portalachsen und als Sonderausstattung 1200 Millimeter Watfähigkeit mitbringt. Mit dem fest verbauten Ladekran hinter dem Fahrerhaus und den integrierten ISO-Containeraufnahmen können unterschiedliche Einsatzmodule auf die Pritsche gehoben und transportiert werden. Durch die fahrgestellseitig bereitgestellten Schnittstellen werden die Module mit elektrischer und hydraulischer Energie versorgt.

Rettung aus 1,2 m Hochwasser: Unimog mit Evakuierungsmodul samt 8 Gurtplätzen, Schleifkorbtrage, Dachluke, Leiter (Bild: Daimler Truck).
Die Unimog können mit dem entsprechenden Modul wahlweise als Waldbrand-Tanklöschfahrzeuge mit über 2000 Liter Löschmittel, als Evakuierungsfahrzeug zur Menschenrettung oder als Rüstwagen für Hochwassereinsätze eingesetzt werden. Zusätzlich ist an der Fahrzeugfront eine leistungsstarke maschinelle Zugeinrichtung (Seilwinde) nach DIN 14584 der Feuerwehr verbaut, die auch zur Selbstbergung verwendet werden kann.

Das Wechselmodul Hochwasserschutz ist der rollende Werkzeugkoffer mit Normbeladung eines GW-L HW (Bild: Daimler Truck).
Ist kein Modul montiert, macht die große Ladefläche für bis zu acht DIN Palettenstellplätze den Unimog zum flexiblen Logistikfahrzeug, das mittels Kran schnell be- und entladen werden kann. Durch die verbaute Ausziehleiter in der Mitte des Pritschenunterrahmens bleibt sogar bei demontierten Bordwänden der Zugang zur Pritsche oder zum montierten Wechselmodul sicher möglich.

Mit Pumpe, Schlauchmaterial und über 2000 Liter Löschmittel wird der Unimog zum Waldbrand Tanklöschfahrzeug (Bild: Daimler Truck).
Das mit dem Mercedes-Benz Unimog ExpertPartner Eggers Fahrzeugbau aus Stuhr umgesetzte Fahrzeugkonzept ist flexibel einsetzbar und gleichzeitig hochmobil im Gelände. Trotz der hohen Bodenfreiheit hält das Fahrzeug die geforderte Fahrzeughöhe mit 3300 Millimetern inlkusive Kran ein. Dank der Kombination aus Hochgeländegängigkeit und multifunktionalem Aufbau können Einsätze in schwerstem Gelände erfolgen, bei denen wirksame Hilfe in der Regel nur noch aus der Luft oder durch Spezialfahrzeuge möglich wäre.
Die Feuerwehrangehörigen der Stationierungsstandorte werden im Rahmen eines Ausbildungsprogramms unter anderem durch die Unimog Generalvertretung KBM Motorfahrzeuge GmbH & Co. KG aus Limburg speziell für den Offroad-Einsatz geschult, welche die Umsetzung des Projektes als Vertragspartner des Landes Hessen verantwortet.
Unimog »U 5023«
- 4×4, 3850 mm Radstand
- GG: 14,5 t + Anhänger
- 170 kW/231 PS, 4-Zylinder
- Watfähigkeit 1,2 m
- Reifendruckregelanlage
- Hitzeschutz
- Dachluke u.v.m. ab Werk
- Selbstbergewinde
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An-/Aufbauten:
- Palfinger Kran PK 12.501 SLDA und Pritsche von Eggers Fahrzeugbau
- Hersteller für Evakuierungs- und Hochwassermodul: Goebel Fahrzeugbau
- Hersteller für Waldbrandmodul: Brandschutztechnik Görlitz